Im Spätherbst des letzten Jahres befasste sich ein Lokalredakteur der hiesigen Zeitung mit dem bargeldlosen Bezahlen auf dem Ulmer Wochenmarkt. An manchen Ständen konnte man schon mit der Karte bezahlen, an den meisten Ständen aber noch nicht.

Im Kommentar meinte der zeitungsschreibende Wochenmarktkunde, dass das Bezahlen mit Karte natürlich auch auf einem Wochenmarkt eine selbstverständliche Bezahlmöglichkeit sein muss. Eine solche wichtige Einkaufsstätte darf da nicht altbacken und rückständig daherkommen.

In der Theorie kann man dies so sehen, doch in der Wirklichkeit sieht der Handel auf dem Wochenmarkt doch noch etwas nüchtener aus: angefangen an dem neuen elektronischen Waagensystem, welches eine gleichmäßige Stromversorgung braucht, am besten noch ausreichende WLAN-Versorgung. Und nicht wenige „moderne“ Standler hantieren morgens um fünfe mit Adaptern, Receivern oder Routern herum, um ihre Hightech-Einrichtungen an ihrem Stand in Gang zu bringen. Und das bei Wind und Wetter, bei Regenguss oder Schneetreiben. Fachleute kommen ins Grübeln, wenn auf dem Münsterplatz 50, 60 oder 70 Stände mit Kartenterminals ausgestattet werden. Im Moment würde das „Netz“ zusammenbrechen. Die technische Ausstattung des Münsterplatzes muss also noch auf Vordermann gebracht werden, um einen hochmodernen Wochenmarkt mit einer Kartenzahlung an fast jedem Stand präsentieren zu können.


 Doch wenden wir uns jetzt dem Märzangebot auf dem Ulmer Wochenmarkt zu: 
Letzten Samstag war zum Beispiel die Kundin sehr verwundert: „Warum sind bei den einheimischen Karotten so viele angeschnitten?“

Jetzt, wo der Winter seine letzten Tage einläutet, sieht man doch wenigstens auf den Wochenmärkten, dass der Mensch mit richtig lebendem Obst und Gemüse konfrontiert wird. Immerhin ist das Wintergemüse schon fast seit einem halben Jahr im Lager. Da muss Sellerie angeschnitten werden, dort muss von der Wurzelpetersilie oder der Pastinake beim Waschvorgang etwas weggemacht werden. Deshalb gibt es halt auch mehr Karotten, denen ein klein wenig fehlt von ihrem Rübchen. Soll man deshalb das halbe Erntegut auf den Kompost werfen? Wir glauben – nicht. Was noch vor einer Generation jeder Hausfrau klar war, muss heute mancher moderne Mensch wieder lernen: trotz bester Lagertechnik kommen im Laufe von langer Lagerzeit doch hier und da Lagerkrankheiten auf und die muss man wegschneiden.

Kommen wir zu den Kräutlein – die Palette heimisch produzierter Kräuter wird jetzt immer größer. Petersilie, Thymian, Koriander, der erste Kerbel und die ersten Salbeiblätter können jetzt auch bei uns aus den Gewächshäusern geerntet werden. Das Angebot von deutschem Lauch nimmt stark ab. Aber unsere europäischen Nachbarn aus klimatisch günstigeren Gebieten liefern noch sehr schöne Qualitäten direkt aus dem Freiland. Die Lagerbestände von deutschem Kraut sind noch ordentlich gefüllt. Rosenkohl wird vor allem aus Holland geliefert. Das Angebot lässt jedoch nach.