Geneigte Leserschaft,

Natürlich kennt man die Weiber aus Weinsberg oder das Bild, welches Carl von Häberlin 1866 gemalt hat: Die Weiber von Schorndorf.

Aber - kennen Sie die Bühlemer Weiber?  Also, ich meine die Weiber aus Bühl im Bibertal bei Leipheim?

Natürlich kennt  heute die Marktweiber vom Ulmer Wochenmarkt aus Bühl niemand mehr, aber diese Damen waren nach dem Zweiten Weltkrieg fester Bestandteil auf dem Ulmer Wochenmarkt.

Sie kamen mit dem Fahrrad aus dem Bibertal hergefahren. Im Frühjahr mit Blumensträußchen aus der Natur: zum Beispiel Holzglocken, so heißen die Märzenbecher in dieser Gegend oder mit Schlüsselblumen. Natürlich auch verschiedene Palmkätzchen. Im eigenen Garten bauten sie ein buntes Programm von Sommerschnittblumen an. Im Herbst brachten einige Sammlerinnen Speisepilze aus den Wäldern mit. Aber auch Wiesen-Champignons aus dem Bibertal. Im Neuen Bau in Ulm hatte man jeden Samstagmorgen einen Pilzexperten, der die Pilzernte dann begutachtete und freigegeben hat. Man wollte, dass die werte Wochenmarktkundschaft möglichst schadlos jeden Pilzeinkauf auf dem Wochenmarkt übersteht.

Brachte ein Blumengärtner, Flieder-Bunde oder Sonnenblumen-Bunde mit, waren einige Bühler Weiber gleich morgens zur Stelle, um ins Großhandelsgeschäft einzusteigen. Ja, die meisten Bühler Weiber waren harte Verhandlungspartnerinnen. Ab den 70er Jahren kamen Trockenblumen dazu. Die Bühlemer Blumenfrauen hatten damals große Beutel hergerichtet und Trockenblumenkränzchen, -Herzchen oder – Trockenblumensträußchen gleich im Dutzend verkauft.

Ab der Jahrtausendwende sind dann fast alle  Bühlemer  Weiber auf dem Ulmer Wochenmarkt verschwunden. Moment! – Bis auf einen Stand. Wer am Samstag aufmerksam über den Münsterplatz  schlendert, kann ihn vielleicht entdecken.

Was bieten nun die August-Wochenmärkte auf dem Ulmer Münsterplatz?

Wieder einmal pünktlich zum Ferienbeginn hat bei den hiesigen Gärtnern die Haupternte begonnen. In Hülle und Fülle wird auf dem Wochenmarkt einheimisches Gemüse angeboten: außer Tomaten auch Paprika, Auberginen, Gurken in allen Variationen, Frühkraut, auch spitz, Busch- und Stangenbohnen, sämtliche Salate, die man sich nur vorstellen kann. Die Kartoffelanbauer aus der Region ernten seit 2 Monaten die Frühkartoffeln. Immer noch ist Beerenzeit. Allerdings müssen die angebotenen Beeren sofort verarbeitet werden. Unsere Großmütter und manchmal sogar noch unsere Mütter wussten, wenn Obsterntezeit ist hat das Verarbeiten Vorrang. Wir hören oft auf dem Markt: Gibt es diesen oder jenen Artikel auch noch in 2 Wochen, wir müssen jetzt wegfahren, Onkel Egon hat Geburtstag oder Tante Erna kommt auf Besuch. Bedenken Sie, liebe Obstverarbeiter – Frischfrüchte warten nicht bis wir Zeit für sie haben. Obst verlangt sofort und umgehend seine Verarbeitung. Und – wenn die Aprikosenbäume leer sind, ist halt die Ernte von frischen Aprikosen fertig.

Der interessierte Besucher findet ab der ersten Augusthälfte badische Frühäpfel und ab der zweiten Augusthälfte die ersten Bodensee-Frühäpfel auf dem Markt. Viele Marktkunden wundern sich, dass so manche alte Obstsorte nicht mehr angeboten wird. Aber bedenken Sie bitte, die alten Sorten schmeckten nicht nur gut, sondern sie hatten auch noch andere Eigenschaften: Sie waren nach einer halben Woche mehlig, sie ließen sich kaum ordentlich transportieren, sie waren oft rissig oder schorfig.