Der Wochenmarktkunde war verwundert, ja gar überrascht,  von der Tomaten-Vielfalt am Gemüsestand auf dem Münsterplatz. Denn plötzlich waren 10 oder gar mehr Tomaten-Sorten  am Stand. Ja, es ist August, einer der Hauptmonate für den Liebesapfel, wie man die Tomate vor hundert Jahren genannt hat. Oder die Paradeiser, wie die Leute aus dem östlichen Österreich und aus  Ungarn, sagen. Der Verkäufer am Stand, ein gelernter Gärtner, überlegte sich: „Soll ich dem Herrn die paar Tomatensorten aufzählen, die mir gerade durch den Kopf gehen?“. Denn außer den ganz gewöhnlichen normalen Tomaten fielen ihm noch ein, die – Eiertomaten, die Flaschentomaten, die Aroma-Tomaten und die „Berner Rose“, die Kakao-Tomaten, die Fleischtomaten, die Cherry-Tomaten, die Dattel-Tomaten und die Ananas-Tomaten, die Cocktail-Tomaten und auch die Ochsenherz-Tomaten.

Er behielt aber seinen „Tomaten-Sorten-Salat“ lieber für sich. Man will ja auf dem Markt möglichst flott verkaufen, kurze und prägnante Auskunft geben und sich nicht als Marktschwätzer hervortun. Aber ein paar Sätze hat er dann doch dem Kunden und auch den Umstehenden mit auf den Weg geben können: Von Mitte Juli bis fast Anfang November haben wir die wichtigste Erntezeit unserer regionalen Tomaten. Sie können reif von der Pflanze genommen werden, weil sie den kürzesten Transportweg haben, den man sich vorstellen kann. Das gilt natürlich auch für das übrige Fruchtgemüse.

An anderer Stelle hatte ich schon einmal erwähnt, dass die Tomate meiner Oma (mütterlicherseits) ihr Lieblingsgemüse war. Und weil meine Oma nach dem 1. Weltkrieg noch keinen Kühlschrank hatte, haben ihr damals die Tomaten  besonders gut geschmeckt, denn die Tomate sollte am besten bei 13 Grad C. gelagert werden. Sie gehört also nie in gekühlte Truhen, Boxen oder Schränke.

Wieder einmal pünktlich zum Ferienbeginn hat bei den hiesigen Gärtnern die Haupternte auch des übrigen Fruchtgemüses begonnen. In Hülle und Fülle werden auf dem Wochenmarkt einheimisches Gemüse angeboten: außer Tomaten auch Paprika, Auberginen, Gurken in allen Variationen, Frühkraut, auch spitz, Busch- und Stangenbohnen, sämtliche Salate, die man sich nur vorstellen kann. Die Kartoffelanbauer aus der Region ernten seit 2 Monaten die Frühkartoffeln. Immer noch ist Beerenzeit. Allerdings müssen die angebotenen Beeren sofort verarbeitet werden. Unsere Großmütter und manchmal sogar noch unsere Mütter wussten, wenn Obsterntezeit ist, hat das Verarbeiten Vorrang. Wir hören oft auf dem Markt: Gibt es diesen oder jenen Artikel auch noch in 2 Wochen, wir müssen jetzt wegfahren, Onkel Egon hat Geburtstag oder Tante Erna kommt auf Besuch. Bedenken Sie, liebe Obstverarbeiter – Frischfrüchte warten nicht bis wir Zeit für sie haben. Obst verlangt sofort und umgehend seine Verarbeitung. Und – wenn die Aprikosenbäume leer sind, ist halt die Ernte von frischen Aprikosen fertig.