Bevor wir uns über das spezielle Aprilgemüse, Spargel und Rhabarber, unterhalten, möchte ich mit den frischen Kräutern anfangen. Denn auch fast die gesamte Palette der Frischkräuter können die Wochenmarktspezialisten im April anbieten: 

Petersilie, Minze, Zitronenmelisse, und Kerbel wachsen in den Gewächshäusern munter und willig. Schnittlauch und Thymian gibt es schon aus dem Freiland. Der Salbei und der Estragon machen vielleicht noch etwas Sorgen. Sie sind langsame Starter. Und der Star unter den Kräutern, der oder das Basilikum, zu Deutsch: das Königskraut? Wächst jetzt noch in speziellen Gärtnereien bei viel Zusatzlicht und höheren Temperaturen. Beim „Verbraucher“ zu Hause gehört der Basilikum bis Ende Mai zu den kurzlebigen Küchengenossen. Erst ab Juni wächst er dann gut und willig im Hausgarten oder in einem Hobbygewächshaus. 

Und jetzt fällt mir noch die Koriander-Geschichte ein, die ich Ihnen unbedingt erzählen möchte. In meiner Jugendzeit waren nur Korianderkörner zum Backen bekannt. Im Januar 1985 machte die Gärtnerfamilie einen Besuch bei einem Freund, der mit seiner Familie in Tunesien lebte und arbeitete. Seine Frau, die Marianne, war eine exzellente Köchin. Unter anderem gab es eines Tages ein Hähnchengericht zum Essen. Und da war ein eigenartiger Geschmack dabei, den die Ulmer Gärtnersleute nicht definieren konnten. Die Marianne meinte dann: „Das ist frischer, grüner Koriander. Das gehört in so ein tunesisches Hähnchengericht. Frischen Koriander müsst ihr unbedingt auch auf dem Markt anbieten. Die Leute reisen jetzt immer mehr rund ums Mittelmeer und versuchen dann zu Hause diese Gerichte nachzukochen.“

Natürlich wurden in Ulm gleich ein paar Töpfe Koriander kultiviert. Aber der Verkauf war eher schlecht als recht. Oft nahm ein Kunde, der sich selbst bediente, ein Bündchen mit und beschwerte sich hinterher, dass der „Petersilie“ so komisch geschmeckt habe. Und dann kam er, der ältere Kunde, der sich mittags um zwölfe verschiedene Sachen zusammen suchte, ein komisches Schwäbisch sprach und mit Freuden feststellte, dass wir frischen Koriander am Stand hatten. „Wie viel haben Sie denn noch?“, fragte er mich. Von 10 Bund waren noch acht im Kistchen. „Die nehme ich alle mit!“, sagte er. Vorsichtig fragte ich: „Was machen Sie denn mit 8 Bund Koriander?“ Und er erzählte mir, dass er in ganz jungen Jahren nach Amerika ausgewandert sei. In der Hotelbranche gearbeitet hätte und später in Mexiko ein eigenes Hotel betrieben hätte. „Und jetzt mache ich nach fast 50 Jahren in Ulm einen Besuch und habe ein paar Schulkameraden eingeladen. Denen koche ich ein echt mexikanisches Geflügelgericht. Und da gehört unbedingt viel frischer Koriander hinein.“

Natürlich, 30 Jahre später, kennen viele Ulmer Hausfrauen und manche Männer am Herd, den frischen grünen Koriander, wissen ihn zu schätzen und freuen sich auf das Angebot auf dem Markt. Ende März ist er vereinzelt auf den Ulmer Wochenmärkten aufgetaucht , der erste deutsche Spargel in diesem Jahr. Keine andere Verkaufseinrichtung bietet dem Kunden soviel Auswahlmöglichkeit beim Spargel, wie die Wochenmärkte. Für die nächsten 11 Wochen bleibt es für die Spargelanbieter und Spargelverkäufer sehr spannend, denn bei gutem warmen Wetter gibt es viel Spargel zu ernten und bei kühler Witterung lässt die Ernte spürbar nach.

Aber aus deutschen Landen und vor allem aus der Region kommen natürlich noch viele andere Gemüsesorten auf die Tische der Wochenmarktstände.