Wort zum April 2023

Die Ur-Münchner haben für Standbetreiber jedwelcher Art eine besonders nette Bezeichnung: sie sprechen von einem "Standler". Sie brauchen nicht die unförmigen Ausdrücke wie Marktbeschicker, Marktstandbetreiber oder sonstige Wortgebilde. Und die weibliche Form eines "Standlers"? Das Wort "Standlerin" kennt auch ein Münchner kaum. Das sind dann schon die "Marktweiber".

So – was bieten nun die "Standler" auf den Ulmer Wochenmärkten an?

Schon im Januar haben die Spargelbetriebe angefangen, die Spargeldämme zu machen und anschließend ist dann bei den Frühsorten die Spargelfolie aufgezogen worden. Ab Ende März haben die "Spargler" angefangen zu stechen und Woche für Woche erhöht sich die Erntemenge. Und keine andere Verkaufseinrichtung bietet dem Kunden soviel Auswahlmöglichkeit beim Spargel, wie die Wochenmärkte. Für die nächsten 11 Wochen bleibt es für die Spargelproduzenten und die Spargelverkäufer sehr spannend. Ab dem 24. Juni ist dann wieder schlagartig Schluss mit dem Spargelstechen. Die Spargelstöcke müssen sich für den Rest der Sommer- und Herbstwochen erholen, damit für nächstes Jahr der Spargel wieder mit ganzer Kraft seine Spargelsprossen treiben kann.

Natürlich kommen aus deutschen Landen und vor allem aus der Region noch viele andere Gemüsesorten auf die Tische der Wochenmarktstände. Das Sortiment des Salatangebots wird von Woche zu Woche größer. Ende April beginnt dann wahrscheinlich die erste Freilandsalat-Ernte. Natürlich waren diese Salatpflanzen mit einem Kulturvlies abgedeckt. Genaue Voraussagen sind nicht zu machen. Das ist witterungsabhängig.

Heimische Kräuter gibt es in großer Vielfalt und Qualität auf dem Markt. Für den Anbauer kann vielleicht der empfindliche Salbei noch etwas Sorgen machen. Aber Petersilie, Schnittlauch, Minze, Koriander, Zitronenmelisse oder Kerbel wachsen in den Gewächshäusern munter und willig. Die guten Kultivateure haben natürlich die unempfindlichen Kräutersorten zum Abhärten schon im Freien aufgestellt. Allerdings – bei Nachtfrösten kommen noch Schutzvliese auf die Pflanzen.

Und der Star unter den Kräutern, der Basilikum, zu Deutsch: das Königskraut? Wird mittlerweile fast das ganze Jahr angeboten. Macht aber als Topfpflanze beim Kunden zu Hause bis in den Mai hinein Probleme. Wie es sich für einen standesgemäßen „Hochadeligen“ gehört, ist er empfindlich und anspruchsvoll. Zumindest bis Mitte Mai. Auf jeden Fall muss sich die Fachfrau, aber auch der Fachmann, immer wieder viele Basilikum-Fragen anhören, die besorgte Zimmer-, Balkon- oder sonstige Hausgärtner vorbringen. Ab Ende Mai hören die Reklamationen schlagartig auf. Denn dann werden dem Basilikum seine sommerlichen Ansprüche an Licht und Temperatur gerecht.

Noch gibt es deutsches Lagergemüse. Auch mit Frühjahrs-Spinat und mit Radieschen können die hiesigen Gärtner aufwarten. Auf ein ausreichendes Angebot an deutschen Rettichen muss der Kunde noch warten. In der zweiten Aprilhälfte dürfte ein größeres Angebot an verfrühtem Rhabarber auf den Markt kommen. Die deutschen Lageräpfel sind immer noch qualitativ gut. Aber, deutsche Birnen sind kaum noch am Markt. Das Beerensortiment, vor allem aus Südeuropa, nimmt zu. Dem Kunden werden vor allem Erdbeeren, Himbeeren und Blaubeeren angeboten. Das Frühjahrsblumen-Sortiment ist jetzt auf seinem Höhepunkt. Auch die Handwerkskunst des Blumenbindens wird auf dem Ulmer Wochenmarkt in hervorragender Qualität gepflegt. Und der verwöhnte Schnittblumenfreund kann sich herrlich gebundene, handwerklich gut verarbeitete Blumenarrangements machen lassen.

Es grüßen Sie recht herzlich – die Standler der Ulmer Wochenmärkte.

JDG

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