Liebe Leserschaft, die reizende Braut hatte ein knielanges Chiffon-Spitze-Brautkleid an. Dazu trug sie Ringelsöckchen und einen dunkelgrauen Odenton Park Pie Stoffhut. 

Nanu wird die geneigte Leserin oder mancher modebewusste Leser denken: Da stimmt doch was nicht. Ist da nicht alles durcheinander gekommen? 

Natürlich ist so eine Bekleidungsvielfalt an einer Hochzeit unpassend. Aber wo will ich hinaus? Als Gärtner beobachte ich schon seit über 50 Jahren die Einkaufsgewohnheiten der Kundschaft, wenn es um unsere Blumenwelt geht. War vor einem halben Jahrhundert die Gärtnerei, später der Gartencenter, der Gartenmarkt oder sonst ein Fachhandel, die einzige Option für den Kunden, so können wir heute praktisch fast überall Blumen und Pflanzen einkaufen. An der Tankstelle z. B. Schnittblumen. Beim Lebensmittelhändler Frühjahrsblumen, Balkonblumen, Sommerblumen, Herbstblumen, Blumen für den Friedhof. Blumen zu Weihnachten oder für Silvester. Ja, und nun kommen wir wieder zurück zur Braut mit den Ringelsocken: Passen all diese Pflänzchen auch geschmackvoll auf unseren Balkon, auf unsere Terrasse, in unser Blumenbeet oder in unser Blumenfenster. Sie sehen, wer Pflanzen nicht nur als Mitnahmeartikel sieht, sondern ein bisschen mehr Ansprüche stellt in der farblichen Zusammenstellung, im Wuchscharakter, beim jahreszeitlichen Anspruch an die Pflanzen, der kommt wohl um die Fachfrau oder den Fachmann mit dem Grünen Daumen nicht herum. Und wir haben das Glück, dass es solche Fachpersonen noch auf dem Ulmer Wochenmarkt gibt. Probieren Sie es aus, jetzt in der wichtigsten Pflanzzeit des Jahres. 

Natürlich tummeln sich noch andere Pflanzenfachleute an den Markttagen auf dem Münsterplatz oder den anderen Stadtteilmärkten von Ulm herum: so z. B. Fachleute für Kräuteranzucht oder für Gemüsesetzlinge. 

Anfang Mai ist wie vor 50 Jahren noch das gleiche Dilemma: kann ich das schon raus setzen oder muss ich noch warten? Mein Vater und auch mein Schwiegervater hatten ihren Jungpflanzenkunden vor Mitte Mai keine empfindlichen Tomaten-, Gurken-, Zucchini- oder Paprika-Setzlinge verkauft. Vielleicht waren sie schlechte Geschäftemacher, aber sie waren sehr gute pflichtbewusste Gärtner.