Da war doch letzten Samstag die Kundin sehr verwundert: „Warum sind bei den einheimischen Karotten so viele angeschnitten?“

Jetzt, wo der Winter seine letzten Tage einläutet, sieht man doch wenigstens auf den Wochenmärkten, dass der Mensch mit richtig lebendem Obst und Gemüse konfrontiert wird. Immerhin ist das Lagergemüse schon fast seit einem halben Jahr im Lager. Da muss Sellerie angeschnitten werden, dort muss von der Wurzelpetersilie oder der Pastinake beim Waschvorgang etwas weggemacht werden. Deshalb gibt es halt auch mehr Karotten, denen ein klein wenig fehlt von ihrem Rübchen. Soll man deshalb das halbe Erntegut auf den Kompost werfen? Wir glauben – nicht. Was noch vor einer Generation jeder Hausfrau klar war, muss heute mancher moderne Mensch wieder lernen: trotz bester Lagertechnik kommen im Laufe von langer Lagerzeit doch hie und da Lagerkrankheiten auf und die muss man halt wegschneiden.

Hin und wieder spürt der Gärtner und Markthändler, dass sich immer mehr eingefahrene Kulturtechniken, Handelswege und Verkaufsgewohnheiten ändern. Man konnte es sich vor 10 Jahren kaum vorstellen, dass so ein hundsgewöhnliches Kräutlein wie der Schnittlauch oft von weit her kommen kann in den Frühjahrsmonaten, um in Deutschland den Weg über die Verkaufstheke zu gehen. Oder wussten Sie, dass Schnittlauch bis aus Indien oder Äthiopien nach Mitteleuropa gehandelt wird? Dabei ist der Schnittlauch eine robuste Frühjahrspflanze, ein Zwiebelgewächs, das sich gut antreiben läßt. Zwar kann man ausreichend deutschen Schnittlauch im Topf kaufen, aber die traditionellen Bundschnittlauch-Betriebe verschwinden immer mehr.

Wenn wir schon bei den Kräutlein sind – die Palette heimisch produzierter Kräuter wird jetzt immer größer. Petersilie, Thymian, Koriander, der erste Kerbel und die ersten Salbeiblätter können jetzt auch bei uns aus den Gewächshäusern geerntet werden.

Das Angebot von deutschem Lauch nimmt stark ab. Aber unsere europäischen Nachbarn aus klimatisch günstigeren Gebieten liefern noch sehr schöne Qualitäten direkt aus dem Freiland. Die Lagerbestände von deutschem Kraut sind noch ordentlich gefüllt. Rosenkohl wird vor allem aus Holland geliefert.