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auch ältere Gärtner glauben manchmal noch an Märchen. So hatte ich doch lange Zeit geglaubt, der Rhabarber sei für unsere Vorfahren die erste Vitamin-C-Bombe des Jahres gewesen. Bis mir ein russlanddeutscher Gartenhelfer vor ein paar Jahren bei der Rhabarber-Ernte erzählte:„Chef weißt Du, dass der Rhabarber ursprünglich aus den südlichen Steppen von Sibirien und dem östlichen asiatischen Raum kommt und wenns einmal nicht regnet, dann treibt er halt im übernächsten Jahr wieder aus?“ Ich habe ihm gesagt:„Bruno, das kann nicht sein. Diese große Pflanze mit so riesigen Blättern und den saftigen Stielen, die ist doch kein Durstkünstler.“

Ich habe mich dann kundig gemacht. Ich wußte ja: Bruno ist ein gebildeter Mann. Und Bruno hatte Recht. 


Erst Mitte des 18. Jahrhunderts kam der Rhabarber zu uns in den westeuropäischen Raum. Ja, er wurde im Zarenreich gehütet wie ein Augapfel. Bei Androhung der Todesstrafe war es verboten Rhabarberpflanzen aus dem Zarenreich zu schmuggeln. Aber man war sehr interessiert, besonders in Frankreich, Holland und England, an diesem besonderen Knöterichgewächs, das schon seit 4000 Jahren als Heilpflanze in der chinesischen Medizin eingesetzt wird. 

Ab Anfang des 19. Jahrhunderts wurden bei uns in Europa verschiedene Sorten gezüchtet. Aber erst etwa ab 1880 fand der Rhabarber Einzug in der deutschen Küche. Auch beim breiteren Bürgertum, weil ab dieser Zeit der Zucker billiger wurde.


Durch Anbauausweitungen wurden in den letzten Jahren größere Erntemengen auf den deutschen Markt gebracht, obwohl die private Nachfrage nach frischem Rhabarber rückläufig ist. Aber die deutsche Fruchtsaft-Industrie verarbeitet steigende Mengen in ihren Fruchtsäften.

Im vergangenen Jahr kaufte ein Haushalt durchschnittlich 221 gr Rhabarber ein. Das waren 12 % weniger wie im Jahr zuvor. Da ist noch viel Luft nach oben, für den Verzehr dieser gesunden Rhabarberstangen.

Wie schon im Mai besprochen, kommt jetzt immer mehr regionales Fruchtgemüse auf den Wochenmarkt: Stangenbohnen, Gurken, Mini-Gurken. Ab Ende Juni gibt es die ersten Freiland-Zucchini und die frühen Gewächshaus-Tomaten in allen Erscheinungsformen.