Das Wort zum Monat Januar

Über 12 Jahre haben sie am Winter-Radieschen gezüchtet, die Gebrüder Hild aus dem Schwabenland.

Ja, es gab sie, die schwäbischen (heute würde man sagen – die regionalen) Züchter,  z. B. die Firma Hild aus Marbach am Neckar. An was arbeiteten  sie unter anderem über ein Jahrzehnt vor 1965? 

Am Kurztag-Radiesle. Was? Kurztag-Radieschen? Wo gibt’s denn so was?

In den 1960er Jahren (des vorigen Jahrhunderts) erstellten auch die deutschen Gärtner, die ein bisschen mehr oder weniger Geld hatten oder auch keines, immer mehr Gewächshäuser. Die Frühbeet-Kastenanlangen, die viel Arbeit machten, verschwanden so langsam. Das Heizöl war  billig.

Also versuchten die Gewächshausgärtner auch im Winter Frühjahrsgemüse anzubauen. Immer wieder auch mit schnellwachsenden Radieschensorten. Aber was kam  bei der Dezember- oder Januar-Ernte raus: Sehr viel Laub und kaum ein ordentliches, schön rot gefärbtes Radiesle. Sehr früh haben die schwäbischen Züchter Hild aus Marbach am Neckar erkannt, dass nur spezielle Winter-Radieschen-Sorten Abhilfe schaffen können.  Nach langjähriger, zäher und beharrlicher Züchtungsarbeit hatten sie es geschafft, zwei Radieschen-Sorten, schnellwachsend bei niedriger Bodentemperatur, kurzem Laub und passabler Radieschen-Größe auf den Markt zu bringen. Kaum ein halbes Jahrzehnt später, endete aber der Anbau mehr oder weniger abrupt, weil anfangs der Siebziger-Jahre die Heizöl-Krise kam. 

Für die meisten Gärtner  in Süddeutschland kam es nicht mehr in Frage für die  Winterernte Radieschen anzubauen. Dafür sprangen die Kultivateure aus den Mittelmeerländern in die Bresche. Heute noch sind die Italiener die Hauptlieferanten von Rettich und Radies im Dezember, Januar und Februar. Leider habe ich den Namen dieser 2 Winterradies-Züchtungen der Firma Hild vergessen, weil ein damals 20 jähriger mehr an anderes dachte  als an Radiesle. Aber die Hild´s aus Marbach haben,  bis sie 1988 ihre Zuchtgärtnerei an einen holländischen  Großbetrieb verkauft haben, viele überrragende Gemüsezüchtungen hervorgebracht. Und jeder Gemüsefreund isst heute noch davon. Auch über 60 Jahre nach den Züchtungserfolgen werden heute noch Sellerie „Monarch“ oder Stangenbohnen „Blauhilde“ oder Ackersalat der Sorte „Stuttgarter Markt“  und viele andere Hild-Züchtungen angebaut. Bis heute konnten sie sich halten in einer weltumspannenden Vernetzung, wo beste Sorten innerhalb kürzester Zeit in fast jedem Betrieb in der entsprechenden Klimazone eingesetzt werden können.

Wenn es auch heißt, wir in Mitteleuropa leben in der gemäßigten Klimazone, so spüren die Wochenmarktleute im Januar doch den subpolaren Einfluß im Winter -  meistens. Auch Temperaturen von minus 10 °C können die Münsterplatz-Gärtner kaum abhalten. Mehr oder weniger moderne Verkaufswagen und Verkaufsstände mit installierter mobiler Heizung bringen die Ware und die Verkäufer ordentlich über den Markttag. Selbstverständlich kauft dabei auch der Kunde kommoder ein als noch vor 25 Jahren.